„Mein Vater wollte uns ein besseres Leben ermöglichen“

Jessica Braun (rechts im Bild) und Johannes Karl (links im Bild) begrüßten den Landtagsabgeordneten und Generalsekretär der BayernSPD Arif Taşdelen (Zweiter von rechts). Unter den Gästen war unter anderem unsere wiedergewählte MdB Martina Stamm-Fibich.
Foto: Dr. Christian Pfeiffer

13. Dezember 2021

Arif Taşdelen, seit 2013 Landtagsabgeordneter und seit diesem Jahr Generalsekretär der BayernSPD, besuchte Anfang Oktober Bubenreuth. Beim Talk auf dem roten Stuhl erzählte der 47-Jährige, was ihn in der Politik antreibt und was seine eigene Biographie damit zu tun hat.

Ortsvereinsvorsitzende Jessica Braun und zweiter Bürgermeister Johannes Karl konnten im Saal im Gasthaus Post zahlreiche Gäste begrüßen. In einer lockeren und persönlichen Atmosphäre berichtete Arif Taşdelen zunächst aus dem Bundestagswahlkampf, den er sofort nach seiner Wahl zum Generalsekretär Ende April mit Hochdruck in Bayern gestalten durfte. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem wohl nicht viele auf einen Sieg der SPD getippt hätten. Deshalb habe ihn von Anfang an imponiert, wie Olaf Scholz zu jedem Zeitpunkt voller Zuversicht alle Veranstaltungen absolviert hat.

Bei all der Freude über das großartige Abschneiden der SPD im Bund und speziell in Bayern, sieht der Generalsekretär noch Potenzial: „Bei den Erstwählerinnen und -wählern sind wir abgeschlagen an dritter Stelle. Hier sind gerade die Grünen und die FDP stark.“ Arif Taşdelen will hier ansetzen und die jungen Menschen stärker dort abholen, wo sie stehen, in ihrer jeweiligen Lebenswirklichkeit.

Dazu gehöre auch, die Herkunft und Lebensgeschichte zu berücksichtigen. Als Kind türkischer Einwanderer erinnerte unser Gast an das Anwerbeabkommen, das Ende Oktober vor 60 Jahren zwischen der Bundesrepublik und der Türkei abgeschlossen wurde. Bis 1973 kamen über 900.000 sogenannte Gastarbeiter nach Deutschland, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen. Auch Taşdelens Vater hatte sich damals von Anatolien auf den Weg gemacht, um für seine Familie Geld zu verdienen: „Mein Vater wollte uns ein besseres Leben ermöglichen und ging kurz nach meiner Geburt nach Deutschland, um auf dem Bau zu arbeiten. Als er uns im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland holte, war ich acht Jahre alt. Bis dahin kannte ich meinen Vater nur von seinen Besuchen einmal im Jahr im Winter, wenn die Arbeit auf dem Bau stillstand.“

Diskriminierungen gehörten für die türkisch-stämmigen Familien leider allzu oft zum Alltag. Heute habe man aus den Fehlern von damals gelernt und biete viele Sprachkurse und sonstige Integrationsmöglichkeiten für Menschen an, die neu zu uns kämen. Das Anwerbeankommen sei mit allen Schwierigkeiten trotzdem eine Erfolgsgeschichte, die unser Land geprägt, bunter und vielfältiger gemacht habe. Es habe Menschen zueinander gebracht und heute sorgten Menschen mit Migrationsgeschichte in dritter und vierter Generation dafür, dass es in Deutschland vorangehe, ob als Lehrkräfte, im Gesundheitsbereich oder sogar in der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Corona. „Das zeigt, dass sich Integrationspolitik und mehr Vielfalt in unserem Land lohnen“, so Taşdelen.

Den Schlüssel, um auch in Zukunft weiterhin in Deutschland und Bayern erfolgreich sein zu können, sieht der Generalsekretär der BayernSPD in der Jugend- und Schulpolitik. Hier käme es darauf an, nicht nur den Blick auf die Gymnasien zu richten, sondern gerade die Mittel-, Grund- und Förderschulen zu stärken. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wo die Schwächen im bayerischen Bildungssystem lägen. Homeschooling sei leider viel zu oft an den fehlenden technischen Voraussetzungen gescheitert.

Jessica Braun und Johannes Karl bedankten sich bei Arif Taşdelen für seinen Besuch und überreichten ihm ein paar Bubenreuther Souvenirs.

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